Trächtigkeit Schafe: Alles über Fortpflanzung und Geburt
Die Trächtigkeit bei Schafen ist ein faszinierender biologischer Prozess, der die Grundlage für eine erfolgreiche Schafzucht bildet. Für Schäfer und Hobbyhalter ist das Verständnis dieser wichtigen Phase unerlässlich, um gesunde Lämmer aufzuziehen und die Herde optimal zu betreuen. Erfahren Sie alle wichtigen Aspekte von der Befruchtung bis zur Geburt.
Einführung in die Trächtigkeit bei Schafen
Die Trächtigkeit bei Schafen dauert durchschnittlich 150 Tage, was etwa fünf Monaten entspricht. Natürliche Abweichungen von bis zu fünf Tagen sind dabei normal. In dieser Zeit durchläuft das Mutterschaf verschiedene physiologische Veränderungen, die für die gesunde Entwicklung des Lamms oder der Lämmer entscheidend sind.
Was bedeutet Trächtigkeit bei Schafen?
Die Trächtigkeit bezeichnet den Zeitraum zwischen Befruchtung und Geburt. Während dieser etwa 150-tägigen Periode entwickelt sich aus der befruchteten Eizelle ein vollständig ausgebildetes Lamm.
- Sichtbare Veränderungen in den letzten Wochen – dickerer Bauch und wachsendes Euter
- Euter nimmt dunkelrosa Färbung an und wird prall
- Volle Zitzen stehen seitlich ab
- Schwellung und Rötung der Scham
- Einfallende Flanken
- Weiche Beckenbänder
Die Rolle des Mutterschafes während der Trächtigkeit
Das Mutterschaf übernimmt während der Trächtigkeit eine zentrale Rolle im Fortpflanzungsprozess. Ihr Körper stellt sich vollständig auf die Versorgung des heranwachsenden Lamms ein, wobei der Energiebedarf besonders im letzten Drittel der Trächtigkeit deutlich ansteigt.
Fortpflanzungsprozess bei Schafen
Schafe sind saisonale Züchter mit ihrer Hauptbrunstzeit in den Herbstmonaten. Diese natürliche Saisonalität gewährleistet, dass die Lämmer in den klimatisch günstigen Frühlingsmonaten geboren werden.
Der Deckakt und seine Bedeutung
Der Deckakt ist der entscheidende Moment im Fortpflanzungsprozess. Ein gesundes Mutterschaf zeigt während der Brunst charakteristische Merkmale:
- Brunstdauer: 24 bis 36 Stunden
- Zykluswiederholung: etwa alle 17 Tage
- Typische Verhaltensweisen: Unruhe, Schwanzwedeln, Bocksuche
- Deckleistung eines Bocks: 30 bis 50 Mutterschafe pro Zuchtsaison
Befruchtung und Beginn der Trächtigkeit
Die Befruchtung findet im Eileiter statt, gefolgt von der Einnistung des Embryos etwa am 15. Tag nach dem Eisprung. Ab dem 16. Tag beginnt die Entwicklung der Plazenta durch das Wachstum der Karunkeln in der Gebärmutter, die für die Nährstoffversorgung des Fötus essentiell ist.
Verhalten des Bockes: Flehmen und Bockgeschirr
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Das Flehmen ist ein charakteristisches Merkmal des Bockverhaltens während der Brunftzeit. Bei dieser typischen Reaktion auf den Geruch eines paarungsbereiten Mutterschafes hebt der Bock seinen Kopf, streckt den Hals und zieht die Oberlippe hoch. Diese besondere Verhaltensweise ermöglicht es ihm, über das Jacobson-Organ Pheromone des Mutterschafes wahrzunehmen und dessen Paarungsbereitschaft zu erkennen.
In der professionellen Schafzucht kommt das Bockgeschirr zum Einsatz – eine praktische Vorrichtung mit folgenden Eigenschaften:
- Spezielles Geschirr mit Farbblock an der Brust des Bockes
- Hinterlässt Farbmarkierung auf dem Rücken des gedeckten Mutterschafes
- Ermöglicht die Identifikation bereits gedeckter Mutterschafe
- Hilft bei der Bestimmung des voraussichtlichen Geburtstermins
- Durch Farbwechsel kann der Deckzeitpunkt genauer dokumentiert werden
Pflege und Ernährung während der Trächtigkeit
Die etwa 150-tägige Trächtigkeit erfordert besondere Aufmerksamkeit in Pflege und Ernährung. Besonders im letzten Drittel steigt der Energie- und Nährstoffbedarf deutlich an, da das ungeborene Lamm in dieser Phase das stärkste Wachstum zeigt.
- Ausreichend Bewegungsraum und Ruhezonen bereitstellen
- Schutz vor extremen Witterungseinflüssen gewährleisten
- Regelmäßige, schonende Bewegung ermöglichen
- Stressfaktoren minimieren zur Vermeidung von Komplikationen
- Optimale Haltungsbedingungen für Gesundheit von Mutter und Lamm sicherstellen
Ernährungsbedürfnisse des Mutterschafes
| Trächtigkeitsphase | Ernährungsanforderungen |
|---|---|
| Erste drei Monate | Grundversorgung mit hochwertigem Raufutter, Vitaminen und Mineralstoffen |
| Letztes Drittel | 50% erhöhter Energiebedarf, 70% gesteigerter Proteinbedarf, Kraftfutterzugabe |
Gesundheitsüberwachung und Pflege
- Tägliche Beobachtung von Verhalten und Gesundheitszustand
- Regelmäßige Kontrolle von Körpergewicht und -kondition
- Überwachung der Euterentwicklung in den letzten Wochen
- Durchführung von Impfungen 4-6 Wochen vor der Geburt
- Gezielte Entwurmung nur bei nachgewiesenem Befall
- Regelmäßige Klauenpflege zur Vorbeugung von Lahmheiten
- Gewährleistung hygienischer Stallbedingungen
Geburt und Aufzucht der Lämmer
Nach etwa 150 Tagen Trächtigkeit erfolgt die Geburt, meist im Frühjahr zwischen Februar und März. Schafe bringen ein bis vier Lämmer zur Welt, wobei Zwillingsgeburten besonders häufig sind. Im Gegensatz zu Ziegen behalten Schafe ihre Lämmer stets bei sich, was eine charakteristische und enge Mutter-Lamm-Bindung ermöglicht.
Vorbereitung auf die Geburt
- Einrichtung eines sauberen, zugfreien Ablammbereichs (10-15°C)
- Bereitstellung von Handtüchern, Desinfektionsmittel und Gleitmittel
- Installation einer Wärmelampe für Notfälle
- Verfügbarkeit von frischem Wasser und hochwertigem Futter
- Vorrat an Kolostrum-Ersatz für Notfälle
- Griffbereite Anordnung aller Geburtsmaterialien
Die Geburt: Was zu erwarten ist
Der Geburtsprozess bei Schafen gliedert sich in drei charakteristische Phasen:
- Erste Phase (bis zu 12 Stunden):
– deutliche Verhaltensänderungen des Mutterschafs
– zunehmende Unruhe mit häufigem Hinlegen und Aufstehen
– Absonderung von der Herde
– verminderter Appetit
– dunkelrosa, pralle Euterfärbung mit seitlich abstehenden Zitzen
– Anschwellung und Rötung der Scham
– Erweichung der Beckenbänder - Zweite Phase (30-60 Minuten):
– Beginn der eigentlichen Geburt
– Vorderendlage als normale Präsentation: Vorderbeine erscheinen zuerst, darauf der Kopf
– bei Komplikationen oder fehlendem Geburtsfortschritt nach einer Stunde tierärztliche Hilfe erforderlich
– Kennzeichnung des Lammes mit Ohrmarke direkt nach der Geburt - Dritte Phase:
– Ausstoßung der Nachgeburt
– erfolgt normalerweise innerhalb von drei Stunden nach der Geburt des letzten Lammes
Aufzucht und Pflege der Lämmer
Die ersten Lebensstunden sind für die Entwicklung des Lammes von entscheidender Bedeutung. Das Mutterschaf beginnt sofort nach der Geburt mit dem Trockenlecken des Lammes, was nicht nur der Reinigung dient, sondern auch die Durchblutung stimuliert und die Mutter-Lamm-Bindung stärkt.
- Wichtige Meilensteine der ersten Tage:
– Aufnahme von Kolostrum innerhalb der ersten 30-60 Minuten
– Kontinuierlicher Kontakt zwischen Mutterschaf und Lamm
– Regelmäßige Überwachung der Milchaufnahme
– Kontrolle des Kotabsatzes
– Beobachtung der allgemeinen Vitalität
– Bei Bedarf Zufütterung, besonders bei Mehrlingen
Nach etwa zwei Wochen beginnen die Lämmer mit der Aufnahme fester Nahrung. Spezielle Lämmerfuttermittel unterstützen dabei die Entwicklung. Regelmäßige Gewichtskontrollen ermöglichen das frühzeitige Erkennen von Entwicklungsproblemen.
