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Scheidenvorfall: Ursachen, Symptome und Behandlung

Ein Scheidenvorfall kann das Leben von Frauen erheblich beeinträchtigen. Erfahren Sie hier alles über Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten dieser gynäkologischen Erkrankung, um frühzeitig handeln zu können.

Was ist ein Scheidenvorfall?

Ein Scheidenvorfall (Prolapsus vaginae) beschreibt eine krankhafte Ausstülpung der Vagina nach außen. Diese intensive Form der Scheidensenkung entsteht durch eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur und wird als Vaginalsenkung vierten Grades eingestuft.

Die Erkrankung tritt auf, wenn die unterstützenden Strukturen des Beckenbodens ihre Stabilität verlieren. Vergleichbar mit einer Hernie können durch geschwächtes Gewebe Organe anormal hervortreten, was zu verschiedenen Beschwerden wie Druckgefühl, Inkontinenz und Beckenschmerzen führt.

Definition und Klassifikation

Der Vaginalprolaps wird in der ICD-10 unter der Kategorie N81 klassifiziert und umfasst verschiedene Formen:

  • Urethrozele – Vorfall der Harnröhre
  • Zystozele – Vorfall der Harnblase
  • Rektozele – Vorwölbung des Enddarms in die Scheide
  • Vaginale Enterozele – Vorfall von Darmschlingen in den Scheidenraum
  • Teil- und Totalvorfälle des Uterus und der Vagina
Grad Beschreibung
Grad 1 Minimale Senkung innerhalb der Vagina
Grad 2 Vorfall bis zum Scheideneingang
Grad 3 Teilweises Herausragen der Scheide
Grad 4 Vollständiger Austritt der Vagina (kompletter Prolaps)

Ursachen eines Scheidenvorfalls

Die häufigsten Risikofaktoren für einen Scheidenvorfall sind:

  • Mehrfache vaginale Entbindungen mit möglichen Schäden am Halteapparat
  • Hysterektomie (Gebärmutterentfernung)
  • Chronischer Husten oder Verstopfung
  • Übergewicht
  • Regelmäßiges Heben schwerer Gegenstände
  • Hormonmangel in den Wechseljahren
  • Neurologische Erkrankungen der Beckenbodennerven
  • Angeborene Bindegewebsschwächen

Symptome eines Scheidenvorfalls

Ein Scheidenvorfall äußert sich durch charakteristische Symptome, die den Alltag stark beeinträchtigen können. Das prominenteste Anzeichen ist ein intensives Druckgefühl im Beckenbereich, das sich bei längerem Stehen oder körperlicher Aktivität verstärkt. Bei fortgeschrittenen Fällen kann eine Vorwölbung durch die Scheidenöffnung tastbar oder sichtbar sein.

Häufige Symptome und Beschwerden

  • Intensives Druckgefühl im Beckenbereich
  • Fremdkörpergefühl in der Scheide
  • Sichtbare oder tastbare Vorwölbung am Scheideneingang
  • Harninkontinenz (Stress- oder Dranginkontinenz)
  • Stuhlbeschwerden und Verstopfung
  • Rückenschmerzen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
  • Probleme bei der Blasenentleerung

Diagnoseverfahren

Die Diagnose eines Scheidenvorfalls erfolgt durch verschiedene Untersuchungsmethoden:

  • Ausführliche Anamnese mit Erfassung der Symptome und Risikofaktoren
  • Gynäkologische Untersuchung mit Spekulum
  • Rektale Untersuchung bei Verdacht auf Rektozele
  • Urodynamische Untersuchungen bei Blasenfunktionsstörungen
  • Bildgebende Verfahren (Ultraschall, MRT) bei komplexen Fällen

Behandlungsmöglichkeiten bei Scheidenvorfall


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Die Behandlung eines Scheidenvorfalls richtet sich nach dem individuellen Schweregrad und den Symptomen der Patientin. Das therapeutische Spektrum umfasst sowohl konservative als auch operative Ansätze. Bei leichten Symptomen oder beschwerdefreien Fällen kann zunächst eine abwartende Haltung sinnvoll sein.

  • Konservative Therapien als erste Behandlungsoption
  • Operative Eingriffe bei schweren Fällen
  • Individuelle Therapieplanung nach ausführlicher Beratung
  • Berücksichtigung von Alter und persönlichen Präferenzen
  • Regelmäßige Evaluation des Behandlungserfolgs

Konservative Behandlungsmethoden

Das Beckenbodentraining bildet das Fundament der konservativen Therapie. Unter fachkundiger Anleitung einer spezialisierten Physiotherapeutin werden gezielte Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur erlernt. Ergänzend kommen elektrische Stimulationen und Biofeedback-Verfahren zum Einsatz.

Pessare stellen eine weitere wichtige Behandlungsoption dar. Diese Hilfsmittel aus Silikon oder Kunststoff werden individuell angepasst und können:

  • Dauerhaft oder temporär getragen werden
  • Vorgefallene Organe in ihrer natürlichen Position halten
  • Bei körperlicher Belastung zusätzlichen Halt geben
  • Eine Alternative zur Operation bieten

Chirurgische Eingriffe

Operationsverfahren Beschreibung
Vaginale Scheidenplastik Straffung der Scheidenwand und Beckenbodenmuskulatur
Vordere Kolporrhaphie Behandlung der Zystozele
Hintere Kolporrhaphie Korrektur der Rektozele
Hysterektomie Gebärmutterentfernung bei Bedarf

Die Operation dauert meist 30-60 Minuten und erfordert eine anschließende Schonungsphase von 4-6 Wochen. Während dieser Zeit sollten schweres Heben und intensive sportliche Aktivitäten vermieden werden, um optimale Heilungsergebnisse zu erzielen.

Prävention und Lebensstiländerungen

Die Prävention eines Scheidenvorfalls konzentriert sich auf die Stärkung der Beckenbodenmuskulatur und die Vermeidung von Risikofaktoren. Besondere Aufmerksamkeit gilt Frauen nach Geburten, in den Wechseljahren oder mit familiärer Vorbelastung.

Tipps zur Vorbeugung

  • Regelmäßiges Beckenbodentraining unter professioneller Anleitung
  • Korrekte Hebetechnik bei schweren Lasten
  • Konsequente Behandlung von chronischem Husten
  • Vermeidung von Verstopfung durch ballaststoffreiche Ernährung
  • Rauchverzicht zur Verbesserung der Bindegewebsqualität

Rolle der Ernährung und Bewegung

Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr (1,5-2 Liter täglich) unterstützt die Prävention. Besonders empfehlenswert sind Vollkornprodukte sowie frisches Obst und Gemüse.

  • Geeignete Sportarten:
    • Schwimmen
    • Radfahren
    • Yoga
  • Zu vermeidende Aktivitäten:
    • Joggen auf hartem Untergrund
    • Intensives Springen
    • Sportarten mit hoher Stoßbelastung