Austreibungsphase: Anzeichen, Phasen und wichtige Informationen
Die Austreibungsphase ist einer der wichtigsten Momente während der Geburt. Erfahren Sie hier alles über den Ablauf, die Dauer und wichtige Anzeichen dieser entscheidenden Phase, die Sie auf dem Weg zur Geburt Ihres Kindes begleiten wird.
Was ist die Austreibungsphase?
Die Austreibungsphase bezeichnet jene entscheidende Phase während der Geburt, in der das Baby aktiv durch den Geburtskanal nach außen befördert wird. Sie stellt die zweite Phase des Geburtsprozesses dar und beginnt bei vollständig geöffnetem Muttermund (etwa 10 cm) und endet mit der Geburt des Kindes. In dieser Phase findet die intensivste Zusammenarbeit zwischen dem mütterlichen Körper und dem Kind statt, wobei der Kopf des Babys Druck auf den Beckenboden ausübt und die Presswehen auslöst.
Definition und Bedeutung der Austreibungsphase
Die Austreibungsphase markiert den Übergang des Babys vom Mutterleib in die Außenwelt. Der Körper der Gebärenden produziert vermehrt Oxytocin, ein Hormon, das die Kontraktionen verstärkt und den Geburtsfortschritt fördert. Diese Phase erfordert nicht nur physiologische Vorgänge, sondern auch die aktive Beteiligung der Mutter durch gezieltes Pressen – ein gemeinsamer Kraftakt, der den krönenden Abschluss der Schwangerschaft bildet.
Dauer und Verlauf der Austreibungsphase
Gebärende | Durchschnittliche Dauer | Maximale Dauer |
---|---|---|
Erstgebärende | 1-2 Stunden | bis zu 3 Stunden |
Mehrgebärende | 30-60 Minuten | bis zu 2 Stunden |
Der Verlauf gliedert sich in charakteristische Abschnitte:
- Einsetzen des Pressdrangs bei vollständiger Muttermundöffnung
- Intensivierung der Wehen in kürzeren Abständen
- Vorwärtsbewegung des Babys (1-2 cm pro Wehenschub)
- „Krönung“ – Sichtbarwerden des kindlichen Kopfes
- Geburt des Kopfes und anschließend des restlichen Körpers
Anzeichen und Symptome der Austreibungsphase
Die Austreibungsphase kündigt sich durch deutliche körperliche Signale an. Nach vollständiger Öffnung des Muttermundes beginnt diese Phase mit einem veränderten Wehenmuster. Die Wehen werden stärker, rhythmischer und folgen in kürzeren Abständen aufeinander.
Typische Anzeichen der bevorstehenden Geburt
- Abgang des Schleimpfropfs (durchsichtig bis leicht blutig)
- Blasensprung mit Fruchtwasserabgang
- Spürbares Tiefertreten des Kindes ins Becken („Senken“)
- Gesteigertes Energieniveau („Nestbauinstinkt“)
- Verstärkte Rückenschmerzen
- Veränderungen des Verdauungssystems
- Erste unregelmäßige Vorwehen
Wehen und ihre Intensität während der Austreibungsphase
Die Wehen der Austreibungsphase unterscheiden sich deutlich von den Wehen der Eröffnungsphase. Sie erreichen ihre maximale Intensität und werden von Gebärenden als besonders kraftvoll und druckvoll wahrgenommen. Diese Presswehen treten alle zwei bis drei Minuten auf und dauern jeweils 60 bis 90 Sekunden. Charakteristisch ist der reflexartige Drang mitzupressen – ein automatischer Mechanismus des Körpers zur Beförderung des Kindes durch den Geburtskanal.
- Verstärkte Oxytocinausschüttung für kräftigere Kontraktionen
- Zusammenspiel von unwillkürlichen Gebärmutterkontraktionen und willkürlicher Pressarbeit
- Typisches Anhalten des Atems während der Presswehen
- Kurze, zunehmend kürzere Erholungsphasen zwischen den Wehen
- Kontinuierliches Vorrücken des Kindes mit jedem Wehenschub
Risiken und Komplikationen während der Austreibungsphase
Die Austreibungsphase stellt einen kritischen Abschnitt der Geburt dar. Bei Erstgebärenden sollte sie nicht länger als drei Stunden, bei Mehrgebärenden nicht länger als zwei Stunden dauern. Eine Überschreitung dieser Zeiträume wird als prolongierte Austreibungsphase bezeichnet und erfordert besondere Aufmerksamkeit.
- Beckenbodenschäden und Dammrisse durch Druck des kindlichen Kopfes
- Mütterliche Erschöpfungszustände
- Fetaler Distress (kindliche Stresssituationen)
- Mögliche Notwendigkeit instrumenteller Eingriffe
- Risiko von Vakuumextraktion oder Zangengeburt
Prolongierte Austreibungsphase und ihre Auswirkungen
Risiken für die Mutter | Risiken für das Kind |
---|---|
Schwere Beckenbodenschäden | Erhöhter Geburtsstress |
Inkontinenz | Sauerstoffmangel (fetale Hypoxie) |
Beckenbodensenkung | Neurologische Schäden |
Postpartale Blutungen | Verlängerte Druckbelastung |
Mögliche Verletzungen und deren Prävention
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Während der Austreibungsphase können verschiedene Gewebeverletzungen auftreten. Dammrisse werden in vier Schweregrade eingeteilt und betreffen besonders häufig Erstgebärende. Zur Prävention dieser Verletzungen existieren verschiedene bewährte Maßnahmen.
- Kontrollierte, langsame Kopfgeburt
- Dammmassagen während der Schwangerschaft
- Gezieltes Beckenbodentraining
- Verschiedene druckentlastende Geburtspositionen
- Bei Bedarf kontrollierte Episiotomie
Rolle der Begleitperson und Kommunikation
Eine unterstützende Begleitperson ist während der Austreibungsphase von unschätzbarem Wert für die Gebärende. Ihre ruhige Präsenz vermittelt Sicherheit und emotionale Stabilität in dieser Phase intensiver körperlicher Anstrengung.
- Kontinuierliche emotionale Unterstützung
- Praktische Hilfestellungen wie Stirn kühlen und Rücken massieren
- Vermittlung zwischen Gebärender und medizinischem Personal
- Sicherstellung der Respektierung der Wünsche der werdenden Mutter
- Übersetzung wichtiger medizinischer Informationen in verständliche Sprache
Studien belegen, dass Frauen mit kontinuierlicher Begleitung während der Geburt weniger Schmerzmittel benötigen und insgesamt positivere Geburtserfahrungen berichten. Die partnerschaftliche Kommunikation zwischen allen Beteiligten ermöglicht der Gebärenden eine aktive Teilnahme am Geburtsprozess.
Nach der Austreibungsphase: Die Nachgeburtsphase
Die Nachgeburtsphase beginnt unmittelbar nach der Geburt des Kindes und endet mit der vollständigen Ausstoßung der Plazenta. In dieser Phase ziehen sich die Gebärmuttermuskeln weiterhin zusammen, jedoch mit geringerer Intensität als zuvor. Diese Kontraktionen sind essentiell für die Ablösung der Plazenta und die Minimierung von Blutungen.
Ablauf und Bedeutung der Nachgeburtsphase
- Dauer – meist 10 bis 30 Minuten nach der Geburt
- Erkennbare Ablösungszeichen – kleine Blutung, Tiefertreten der Nabelschnur
- Unterstützende Maßnahmen durch Hebamme oder Geburtshelfer
- Sorgfältige Kontrolle der Plazenta auf Vollständigkeit
- Untersuchung auf mögliche Geburtsverletzungen
Erster Kontakt zwischen Mutter und Kind
Das unmittelbare Bonding nach der Geburt ist ein entscheidender Moment für die Mutter-Kind-Beziehung. Der direkte Hautkontakt bietet zahlreiche Vorteile:
- Verstärkte Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin
- Unterstützung der Plazentaablösung durch Nachgeburtswehen
- Temperaturregulation des Neugeborenen durch Körperwärme der Mutter
- Beruhigung des Kindes durch den vertrauten Herzschlag
- Förderung der ersten Stillversuche und des Milcheinschusses
Diese ersten gemeinsamen Momente legen den Grundstein für eine gesunde Mutter-Kind-Beziehung und unterstützen gleichzeitig den physiologischen Abschluss der Geburt.